1518 wurde Luthers Schrift "Ein Sermon von Ablaß und Gnade" in Wittenberg gedruckt. Die Schrift hatte er direkt in Deutsch verfasst; sie war für das Volk gedacht.
Das Heftchen hatte eine rasanten Absatz und verdrängte fast die Thesen vom Markt.
In dieser Schrift greift Luther den Gedanken und Ton der Thesen wieder auf: es geht um den Ablass. Für die Menschen, die des Lateins nicht mächtig waren, legte er dar, dass der Ablass für die Befreiung aus dem Fegefeuer weder in der Schrift begründet sei, noch dem Menschen guttue, da nichts Gutes mehr bliebe, was wir tun könnten.
Luther erklärt, dass die herkömmliche Dreiteilung der Buße in Reue, Beichte und Genugtuung nicht in der Schrift begründet sei. Er spricht sich klar gegen den Ablass aus, denn Gott verzeihe die Sünden aus unschätzbarer Gnade umsonst und verlange dafür nichts, als fortan gut zu leben. "Denn so spricht Gott [...]: Wenn sich der Sünder bekehrt und recht tut, so werde ich seiner Sünde nicht mehr gedenken."
Viel besser sei es einem Bedürftigen zu geben als etwas für den Bau des Petersdoms in Rom. Ob die Seelen durch den Ablass aus dem Fegerfeuer gezogen würden, glaube Luther nicht, und es sei auch nicht bewiesen.
Zum Schluss wendet sich Luther gegen die Gelehrten, die nie ihre Nase in die Bibel gesteckt hätten. Ihm war bewusst, dass ihn nun einige als Ketzer schelten würden. "Denn eine solche Wahrheit ist
sehr schädlich für den Kasten" der Ablassprediger und somit auch für den Papst und die Kirche.
Wie er es vermutete, ging der Absatz der Ablassbriefe zurück. Damit hatte sich Luther einflussreiche Feinde geschaffen.
Editionsgrundlage: Eynn Sermon von dem Ablasz vnnd Gnade / durch den widrigen doctorum Martinum Luthr Augustiner tzu Wittenberg.
Am Ende: Gedruckt tzu Wittenberg durch Ionnem Grunenbergk. Nach Christ geburt Tausent funff hundert vnd ym achtzehnden yar. Wittenberg: Johannes Rhau-Grunenberg 1518. - WA 1,240: B-Benzing-Claus
VD16L6277. Exemplar: Stuttgart, Würtembergische Landesbiliothek, Theol. qt K774.